»Mein Opa ist gestorben und meine Oma ist gestorben.« Das sind Fakten. »Mein Opa ist gestorben und meine Oma kurz darauf aus Trauer.« Das ist eine Geschichte.
Gutes Storytelling, also das Erzählen einer oder mehrerer Geschichte(n), ist für einen wachsenden Social Media Account unabdingbar, da es die sozialen Interaktionen fördert und deine Follower langfristig an dich bindet. Aber wie erreicht man das?
Einleitung, Hauptteil, Schluss…?!
Ja, tatsächlich findet sich im Storytelling das alte Schema wieder, das wir alle aus unserer Schulzeit kennen. Eine fesselnde Geschichte braucht zunächst, ähnlich wie früher in der Schule, einen kurzen Prolog. Überlege dir, was du erzählen möchtest und nimm deine Follower in einer knackigen Einleitung oder Vorgeschichte mit in deine Welt. Wenn du dich beispielsweise dazu entschieden hast, abzunehmen und dich gesünder zu ernähren und deine Fortschritte oder Erfahrungen auf Instagram zu teilen, erzähle zunächst kurz warum du diese Entscheidung getroffen hast und wie dein Leben bisher war. Somit hat dein Follower die Möglichkeit, sich ein besseres Bild von dir zu machen und kann sich bestenfalls sogar direkt mit der Story identifizieren.
Außerdem benötigt deine Story (vereinfacht ausgedrückt) einen Helden und einen Bösewicht. Diese müssen nicht zwingend personifiziert werden. Im obigen Beispiel kann der “Bösewicht” zum Beispiel das Übergewicht oder eine daraus resultierende Krankheit sein. Der Held bist in diesem Fall du selbst. Marketing-Profis bauen in ihre Erzählungen neben den genannten Elementen noch einen Wendepunkt ein. Hollywood macht es uns vor: Bevor der Held im Film die Welt retten kann und anschließend die hübsche Nebendarstellerin in die Kiste kriegt, muss ihm zuvor etwas Negatives widerfahren. Ein zu positiver Story-Verlauf ohne gelegentliche Fehlschläge (in Hollywood-Streifen auch gerne mal mittelschwere Katastrophen) wirkt unglaubwürdig und wie durch die rosarote Brille geschaut. Oder kurz gefasst: Für ein Happy End muss der Held erst einmal Scheiße fressen!
Der Zuschauer (Zuhörer, Follower…) möchte in jedem Fall eine wahrnehmbare Dramaturgie in der Geschichte erkennen. Das bedeutet nicht, dass jedes Story-Snippet aus all diesen Elementen bestehen muss. Ganz im Gegenteil, zu einer ausgefeilten Dramaturgie (Spannungsbogen) gehört Zeit.
Was möchtest du wann erzählen?
Überlege dir sehr genau und immer wieder, was du wann und über welchen Zeitraum hinweg erzählen möchtest. Plane deine Stories sinnvoll über bestimmte Zeitspannen hinweg. Es ergibt zum Beispiel keinen Sinn, die Zubereitung deines heutigen Mittagessens über eine Woche lang in täglichen Videos auszudehnen. Bestenfalls teilst du dir deine Ideen in drei Kategorien ein: Kurz-, mittel- und langfristige Geschichten. In den kurzfristigen Stories nimmst du deine Follower mit in deinen Alltag, erzählst also von deinem zuvor erwähnten Mittagessen oder berichtest über deinen Tag. Aktuelle Geschehnisse aus deinem Leben – so weit du es eben teilen möchtest.
Größere Projekte oder interessantere Inhalte weitest du über einen längeren Zeitraum aus. Das kann eine Woche sein oder mehrere Monate. Je nach Umfang und Informationsgehalt.
Überzeuge am Anfang
You never have a second chance for the first impression! Was sich nach dem 1000. Mal so ausgelutscht anhört, ist leider immer noch Realität. In einem Gespräch entscheiden die ersten Sekunden darüber, ob dein Zuhörer Interesse hat oder mit den Gedanken abschweift. Überlege dir also sehr genau, wie du deine Story anfängst. Was möchtest du erreichen? Willst du einfach nur Informationen transportieren oder Emotionen hervorrufen? Ein kleines Beispiel verdeutlicht das:
Erster Satz in einem Geschäftsbericht eines großen Konzernes: »Das Geschäftsjahr war von unterschiedlichen Ereignissen geprägt«. Genau in diesem Moment haben bereits 80 Prozent der Leser abgeschaltet.
Erster Satz aus dem Buch Illuminati von Dan Brown: »Der Physiker Leonardo Vetra roch brennendes Fleisch, und es war sein eigenes«. Was? Wie sein eigenes? Hier ist man quasi gezwungen, aufmerksam weiterzulesen. Ich denke das verdeutlicht sehr genau, was gemeint ist.
Warum Storytelling (nicht nur im Business) so wichtig ist
Wie so oft in der Psychologie, hat auch das Storytelling seinen Ursprung bei den Jägern und Sammlern. Es ist genetisch in uns verankert, dass eine gute Geschichte länger und nachhaltiger wirkt, als bloße Fakten. Warum ist das so? Weil das Leben nun mal geil und sterben so endgültig ist!
Was wir heute als Storytelling kennen, ist schon so alt, wie die Sprache selbst. Hätten sich die Menschen in der Steinzeit nicht von ihren Erlebnissen, neudeutsch Learnings des Tages erzählt, wüssten wir bis heute nicht, dass es potenziell gefährlich werden kann, sich unbewaffnet einem Säbelzahntiger zu nähern. Das heißt, auch damals schon hat man sich abends in der Höhle oder am Lagerfeuer erzählt, wie man die besten Beeren findet, wie man ein Mammut erlegt und wie man Spuren liest – oder zusammengefasst: Wie man überlebt! Verantwortlich dafür, welche Informationen wir in unser Bewusstsein lassen, ist die Amygdala (Mandelkern) in unserem Gehirn. Als Teil des limbischen Systems wirkt sie wie ein strenger Türsteher, der im Laufe der letzten 10.000 Jahre bereits alle Tricks, Ausreden und Stories gehört hat. Dieser Türsteher kann mit einfachen Fakten und Zahlen, mit denen die meisten Vertriebler und schlechten Marketing-Leute gerne um sich werfen, nichts anfangen. Er will gute Geschichten hören mit einem Helden, einem Bösewicht und einem eindeutigen Wendepunkt.
Der Grund dafür liegt im ständigen Überlebenswillen von uns Menschen. Wenn ein Jäger ein Mammut erlegt hat, ist die Story gut. Hätte er das mit einem Säbelzahntiger versucht, gäbe es vermutlich keine Story zu erzählen, da der Jäger die Begegnung mit dem Tiger nicht überlebt hätte.
Wer jetzt versucht, mit nackten Zahlen, Daten und Fakten nachhaltiges Interesse beim Zuhörer zu wecken, scheitert also an einem System, das sich bereits vor mindestens 10.000 Jahren perfektioniert und seither kaum weiterentwickelt hat. Und dennoch versuchen zahlreiche Business-Heinis, dieses System mit einer 40 Jahre alten Erfindung namens PowerPoint zu überlisten – und haben damit ungefähr so gute Chancen, wie ein Neunjähriger vor einer Discothek!
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